Geschichte

Den Namen „Fugger“ findet man heute weltweit in Geschichts- und Schulbüchern. Der berühmteste Vertreter der Familie war der Kaufherr, Montanunternehmer und Bankier Jakob Fugger der Reiche (1459 bis 1525). Das Netz der Niederlassungen des Fuggerschen Unternehmens-Imperiums überzog weite Teile Europas. Die Fugger-Firma handelte aber auch mit Indien, Südamerika und Afrika. Prominenteste Kunden waren vier Päpste, die Kaiser Maximilian I., Karl V. und Ferdinand I. von Habsburg, die Könige von Deutschland, Spanien und Portugal, England, Dänemark und Ungarn sowie die Medici in Florenz. Unter Anton Fugger, dem Neffen und Nachfolger Jakob Fuggers, erreichte das Firmenvermögen 1546 seinen höchsten Stand.

Jakob Fugger stiftete 1521 die weltberühmte Fuggerei, die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt, sowie die vermutlich von Albrecht Dürer geplante Fuggerkapelle in der Augsburger St.-Anna-Kirche. Bauten und Kunstwerke der Fugger findet man heute in mehreren Ländern Europas. Bedeutendste Sehenswürdigkeiten im bayerischen Schwaben sind in Augsburg die Fuggerei, die Fuggerkapelle in der Annakirche, die Fuggerhäuser (mit dem Damenhof) und die Fuggergrabkapellen in der Ulrichsbasilika sowie im Umland die Fuggerschlösser in Kirchheim und Babenhausen (beide Unterallgäu). In Orten früherer Fuggerscher Herrschaften findet man herausragend gestaltete Sakralbauten wie die Theklakirche in Welden (Landkreis Augsburg) oder Wallfahrtskirchen in Biberbach (Landkreis Augsburg), in Kirchhaslach (Landkreis Unterallgäu) oder in Witzighausen (Landkreis Neu-Ulm).

Weitere Informationen auf der folgenden Zeittafel

 

   
  1367
Der Weber Hans Fugger wandert aus Graben im Lechfeld nach Augsburg ein. Das Augsburger Steuerbuch vermeldet: „Fucker advenit“.  
   
  1398
Jakob Fugger der Ältere – der spätere Vater Jakob Fuggers des Reichen – wird geboren.  
   
  1408
Hans Fugger stirbt.  
   
  1459
Jakob Fugger (der Reiche) wird geboren.  
   
  1466
Jakob Fugger der Ältere – der Vater Jakob Fuggers des Reichen – steht im Stadtsteuerbuch an siebter Stelle der reichen Augsburger.  
   
  1466
Die Fugger treten von der Weber- zur Kaufleutezunft über.  
   
  1471
Jakob Fugger wird Kleriker und erhält eine Pfründe im Stift St. Veit im fränkischen Herrieden. Dort hält sich Jakob Fugger jedoch vermutlich nie auf.  
   
  1473
Die Gebrüder Fugger erhalten ihr Lilienwappen.  
   
  1473
Jakob Fugger hält sich nachweislich in Venedig auf, wo er die Firma vertritt.  
   
  1473/78
Peter Fugger, Leiter der Nürnberger Faktorei, stirbt 1473, Markus Fugger 1478 in Rom.  
   
  1476
Die Fugger-Firma transferiert bereits Gelder aus Schweden für den Papst nach Rom.  
   
  1485
Jakob Fugger leitet die Niederlassung in Innsbruck. Jakob führt damit die Geschäfte in Tirol und auf der südlichen Handelsroute nach Italien. Erstmals gibt er einen Kredit an den Tiroler Landsherrn.  
   
  1486
Der Augsburger Rat bezeichnet die Fugger-Firma erstmals als „Bank“.  
   
  1487
Jakob Fugger kehrt nach Augsburg zurück und übernimmt mehr und mehr die Leitung der Familienfirma, die damals noch nach seinem ältesten Bruder Ulrich benannt ist.  
   
  1488
Jakob Fugger erhält in Tirol Rechte an Erträgen aus dem Bergbau. Damit sind die Fugger im Silberbergbau-Geschäft.  
   
  1493
In Augsburg wird Anton Fugger, der Sohn Georg Fuggers und spätere Nachfolger Jakob Fuggers, geboren.  
   
  1494
Die Gebrüder Fugger gründen mit dem Krakauer Bergwerksbesitzer Hans Thurzo den „Ungarischen Handel“. Die Fugger-Firma baut nun in Oberungarn (heutige Slowakei) Kupfererz ab.  
   
  1500
Die Fugger werden Bankiers der Päpste und wickeln deren Ablassgeschäfte ab.  
   
  1505/06
Die Fugger beteiligen sich an der ersten europäischen Handelsfahrt nach Ostindien.  
   
  1505/06
Die Fugger finanzieren die päpstliche Schweizergarde.  
   
  1507
Jakob Fugger erwirbt die Grafschaft Kirchberg und die Herrschaften Weißenhorn, Wullenstetten und Pfaffenhofen nahe Ulm.  
   
  1508
Die Fugger-Firma übernimmt die römische Münzstätte.  
   
  1509
Jakob Fugger beginnt mit dem Bau der Fugger-Kapelle in der Augsburger Annakirche, an der namhafte Künstler, unter ihnen Albrecht Dürer, beteiligt sind. Errichtet wurde die Kapelle bis 1512, geweiht wurde sie im Jahr 1518.  
   
  1511
Jakob Fugger wird in den Adelsstand erhoben.  
   
  1512 – 1515
Jakob Fugger erwirbt zwei Häuser, nach deren Abriss er die Fuggerhäuser errichten lässt. Der Damenhof entsteht.  
   
  1514
Jakob Fugger beginnt mit Planungen für den Bau der Fuggerei, der heute ältesten bestehenden Sozialsiedlung der Welt.  
   
  1514
Jakob Fugger wird in den Reichsgrafenstand erhoben, um seine Rechte an den 1507 erworbenen Herrschaften Kirchberg und Weißenhorn wahrnehmen zu können.  
   
  1519
Tod des Kaisers Maximilian I. von Habsburg, der sich insgesamt mehr als zwei Jahre in Augsburg aufgehalten hatte und deshalb „Bürgermeister von Augsburg“ genannt wurde. Jakob Fugger finanziert als wichtigster Kreditgeber des Hauses Habsburg die Wahl des spanischen Königs Karl, des Enkels von Maximilian I., als Kaiser Karl V.  
   
  1521
Jakob Fugger stellt den Stiftungsbrief der Fuggerei aus.  
   
  1523
In der Fuggerei sind 52 Häuser fertig gestellt. 106 Wohneinheiten sind damit errichtet.  
   
  1525 bis 1527
Die Fugger-Firma erhält erstmals die spanische Maestrazgo-Pacht in Kastilien. Die Fugger beuten die reichen Quecksilber- und Zinnoberminen von Almadén aus.  
   
  1525
Jakob Fugger stirbt am 30. Dezember kinderlos in Augsburg. Sein Neffe Anton wird 1526 sein Nachfolger.  
   
  1526/27
Anton Fugger finanziert die Erhebung Ferdinands I. von Habsburg zum König von Ungarn und Böhmen.  
   
  1530
Die Fugger-Firma handelt nachweislich mit der westafrikanischen Goldküste und dem Königreich von Benin.  
   
  1531
Anton Fugger schließt mit der spanischen Regierung einen Vertrag über den Besitz von Chile und (Süd-)Peru, der jedoch nicht zum Tragen kommt. Die Konquistadoren Pizarro und Almagro nehmen die vorgesehenen Gebiete in Besitz.  
   
  1538
Anton Fugger erwirbt die Herrschaft Babenhausen (heute Unterallgäu).  
   
  1546
Die Fugger-Firma erreicht den Höhepunkt ihres Gesellschaftsvermögens.  
   
  1548
Anton Fugger ordnet die Fuggerschen Stiftungen neu.  
   
  1551
Anton Fugger erwirbt die Herrschaft Kirchheim (heute Unterallgäu).  
   
  1557
Erster Staatsbankrott des Hauses Habsburg, der die Fugger-Firma schwer schädigt.  
   
  1560
Anton Fugger stirbt. Der Florentiner Guicciardini nennt ihn später „den wahren Fürsten unter den anderen Kaufleuten“. In einem Zusatz zu seinem Testament stiftet Anton Fugger das „Schneidhaus“ in der Nähe der Fuggerei, eine der frühesten chirurgischen Einrichtungen Europas.  
   
  1581
Markus und Philipp Eduard Fugger stiften die Kirche St. Markus in der Fuggerei.  
   
  1618
Der Dreißigjährige Krieg zerstört Deutschland und seine Wirtschaft. Die Fugger ziehen sich mehr und mehr aus dem Geschäft zurück.  
   
  1632 – 42
Schwedische Truppen vertreiben die Bewohner der Fuggerei, um Platz für Einquartierungen zu schaffen. Nach ihrem Abzug 1635 sind zahlreiche Wohnungen noch bis 1642 zerstört.  
   
  1658
Die Fuggerschen Bergwerke in Tirol gehen an den Landesherrn. Die Firma stellt ihre Tätigkeit ein.  
   
  1694
Der Maurer Franz Mozart stirbt 45-jährig in der Fuggerei. Er ist der Urgroßvater des Komponisten Wolfgang Amadé Mozart.  
   
  1803
Die Herrschaften Babenhausen und Kettershausen werden zum Fürstentum Babenhausen. Graf Anselm Maria Fugger wird in den Reichsfürstenstand erhoben.  
   
  1806
Das Fürstentum Babenhausen geht im Königreich Bayern auf.  
   
  1888
In der Fuggerei werden zwölf zusätzliche Wohnhäuser errichtet.  
   
  1913
Der bayerische König verleiht der Linie Fugger von Glött den Fürstentitel.  
   
  bis 1938
Die Fuggerei wird um fünf weitere Neubauten vergrößert.  
   
  1944
Am 25. Februar 1944 werden die Fuggerei, die Fuggerhäuser und die Fuggerkapelle in der St.-Anna-Kirche während des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe weitgehend zerstört.  
   
  1944
Das Familienseniorat des Hauses Fugger beschließt den Wiederaufbau der Fuggerei, der in den alten Grenzen schon 1948 beendet ist. Die Stiftungen finanzieren den Wiederaufbau aus eigener Kraft. Auch die Fuggerhäuser (1949 in vereinfachter Form) und die Fuggerkapelle werden wieder errichtet.  
   
  bis 1968/73
Umbau und bisher letzte Erweiterung der Fuggerei. Seitdem ist die Sozialsiedlung unverändert geblieben.  
   
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