Jakob Fugger „der Reiche“: Kaufmann,
„Kaisermacher“, Kunstförderer und Stifter

Der Augsburger brachte die Renaissance nach Deutschland und schuf die Fuggerei

AUGSBURG (Martin Kluger/context) Am 6. März 1459 wurde Jakob Fugger geboren. Der berühmteste Augsburger aller Zeiten wurde am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit der reichste Kaufherr, Bankier und Bergwerksunternehmer Europas. Seine Unternehmungen erstreckten sich von Skandinavien bis Süditalien, von der Slowakei bis nach Spanien. Jakob Fugger finanzierte den Aufstieg der Habsburger zur Weltmacht, gab den Königen von England, Ungarn und Portugal Kredit und prägte Münzen der Päpste in Rom. Jakob Fugger förderte Dürer, ließ die ersten deutschen Renaissancebauten errichten und stiftete 1521 die Augsburger Fuggerei.

Jakob Fugger – das zehnte von elf Kindern einer Augsburger Kaufherrnfamilie – schuf ein fast europaweit agierendes Unternehmen, das mit Textilproduktion und Handel, Bergbau und Metallverarbeitung sowie mit Bankgeschäften ein legendäres Vermögen erwirtschaftete. Niederlassungen der Fuggerfirma arbeiteten unter anderem in Venedig und Rom, in Nürnberg, Innsbruck, Mailand, Antwerpen und Danzig, Budapest und Wien, Krakau und Breslau, Lissabon und Madrid. Unter Jakob Fugger betrieb das Firmenimperium Geschäfte von Skandinavien bis Süditalien, von der Slowakei bis nach Spanien. Finanziell beteiligte er sich an einer frühen Handelsfahrten der Portugiesen nach Indien (1505/06) und an einer der ersten spanischen Expeditionen auf die Molukken (1525).

In der Zeit um 1487 hatte der bereits ab 1473 in Venedig ausgebildete Jakob Fugger in Augsburg die Leitung der (noch nach seinem ältesten Bruder Ulrich benannten) Familienfirma übernommen. Nun explodierten die Geschäfte: Die Fugger verdienten an Tiroler Silber, am Kupferbergbau in Oberungarn (heute Slowakei), an Gold aus Schlesien und Quecksilber aus Kastilien. Sie übermittelten Gelder der Päpste aus Schweden und Schottland, aus Frankreich, Polen oder Ungarn nach Rom. Dem Papst gab Jakob Fugger die Kredite, die 1506 die Gründung der bis heute bestehenden Schweizergarde ermöglichten. Von 1508 bis 1524 betrieb Fugger die „zecca“, die römische Münzstätte. So wichtig die Päpste als Kunden waren, so instinktsicher setzte Jakob Fugger politisch auf die Karte Habsburg. Nicht zuletzt dank der Kredite Fuggers konnte sich Maximilian I. in Trient 1508 zum „Erwählten Kaiser“ ausrufen. In die Geschichtsbücher trug sich der Augsburger Bankier ein, als er 1519 die Wahl Karls V. zum römischen-deutschen König und dadurch Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation maßgeblich finanzierte. Jakob Fugger gab die Kredite für die Hochzeit Ferdinands I., durch die ab 1526 Ungarn und Böhmen an Österreich fallen sollten. Auch König Heinrich VIII. von England und die Könige von Portugal und Ungarn zählten zu den Kunden des Augsburger Bankiers.

In Augsburg ließ Jakob Fugger mit der Fuggerkapelle in St. Anna ab 1509 den ersten deutschen Renaissancebau errichten. Geplant hat die Grablege Jakob Fuggers und seiner Brüder Ulrich und Georg wahrscheinlich Albrecht Dürer. Den Künstler hat der Kaufherr ab 1505 immer wieder gefördert und beauftragt – unter anderem schuf Dürer um 1520 das bekannte Porträt Jakob Fuggers (Staatsgalerie Altdeutsche Meister beim Augsburger Schaezlerpalais). Untrennbar mit dem Namen Jakob Fuggers ist aber auch Martin Luther verbunden, der sich 1518 in den Fuggerhäusern aufhielt und der ein scharfer Kritiker seiner Geschäfte sowie seiner Beteiligung am Ablasswesen war. Die Augsburger Fuggerhäuser hatte Jakob Fugger ab 1512 errichten lassen. Bis 1515 entstand hier der Damenhof, der erste Profanbau der deutschen Renaissance. Verewigt hat sich der Firmenlenker mit der Augsburger Fuggerei, der 1521 gestifteten ältesten Sozialsiedlung der Welt. In der ab 1516 erbauten Reihenhaussiedlung für ohne eigenes Verschulden bedürftige katholische Augsburger Bürger leben bis heute 150 Menschen für die Jahresmiete von 0,88 Euro. Sie sprechen täglich drei Gebete für den Stifter und seine Familie.

1507/08 erwarb Jakob Fugger die Grafschaft Kirchberg bei Ulm und die Herrschaften Weißenhorn, Wullenstetten und Pfaffenhofen. Deshalb wurde Jakob Fugger 1511 in den Adel aufgenommen, 1514 stieg er in den Grafenstand auf. 1535 wurden die Fugger in den erblichen Grafenstand erhoben. Heute bestehen noch drei Linien der Familie. Die Chefs der Linien Fugger-Kirchberg, Fugger-Glött und Fugger-Babenhausen sind jeweils im Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familienseniorat vertreten. Das Seniorat ist quasi der Aufsichtsrat der Fuggerschen Stiftungen – darunter bis heute drei Stiftungen Jakob Fuggers. Neben der Fuggerkapelle in St. Anna und der Fuggerei hatte Fugger 1517 auch die Prädikaturstiftung für die Augsburger Kirche St. Moritz geschaffen. Vorsitzende des Familienseniorats ist seit 2004 erstmals eine Frau – Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger. Sie lebt auf dem (1507 von Jakob Fugger erworbenen) Schloss Oberkirchberg in der baden-württembergischen Gemeinde Illerkirchberg nahe Ulm.

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